Geschichte LT&C
LT&C begann auf Spitzbergen
Spitzbergen ist die Wiege von LT&C. Die folgende Beschreibung ist die Geschichte eines eindrucksvollen Beispiels, das zeigt, wie die Zusammenarbeit zwischen Tourismus und Naturschutz zu einer Zunahme gut verwalteter Nationalparks und anderer Schutzgebiete führte.
Die Rettung von Spitzbergen: Eine Koalition für den Naturschutz
Als Norwegen 1995 den 75. Jahrestag des Spitzbergen-Vertrags feierte, trat eine große Bedrohung für die unberührte Wildnis des Archipels auf. Ein Kohleunternehmen schlug vor, die erste Fernstraße durch Reindalen zu bauen, Spitzbergens größtes grünes Tundragebiet. Wäre dieser Plan umgesetzt worden, hätte er einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen können, der es anderen Mitgliedern des Spitzbergen-Vertrags ermöglicht hätte, ähnliche Infrastrukturen zu errichten und dem fragilen Ökosystem irreversiblen Schaden zuzufügen.
Der Vorschlag löste eine Koalition von Naturschutz-NGOs aus, darunter WWF, Friends of the Earth Norway (NNV) und BirdLife Norway (NOF), sowie Tourismusorganisationen wie den Norwegian Trekking Association (DNT) und später Oceanwide Expeditions und Spitzbergen Tours. Gemeinsam starteten sie eine Kampagne mit dem Titel „Keine Straße durch die Wildnis von Spitzbergen!“
Die Kampagne brachte eine vierseitige Informationsbroschüre hervor und forderte die Öffentlichkeit auf, Postkarten an Premierministerin Gro Harlem Brundtland zu schicken. Die Resonanz war überwältigend – es wurden etwa 4.000 Postkarten verschickt, was erheblichen Druck auf die norwegische Regierung ausübte.
Ein Sieg für die Wildnis von Spitzbergen
Die Kampagne hatte eine starke Wirkung. Das norwegische Parlament (Storting) fror den Straßenbauplan im Rahmen der Diskussionen über die Zukunft von Spitzbergen ein. Das Storting setzte sich außerdem das nationale Ziel, Spitzbergen zum bestgemanagten Wildnisgebiet der Welt zu machen, und forderte die Regierung auf, wichtige Tundragebiete wie Reindalen durch die Schaffung neuer Nationalparks zu schützen.
Infolgedessen wurden mehrere neue Nationalparks eingerichtet, die die bestehenden ergänzten, die in erster Linie Gletscher und Berggebiete schützten. Heute wird fast der gesamte Archipel durch sieben Nationalparks und 21 Naturschutzgebiete geschützt.
Die norwegische Regierung erließ außerdem ein spezielles Umweltgesetz, das den Schutz der unberührten Wildnis Spitzbergens betont. Darüber hinaus wurde ein Umweltfonds eingerichtet, der durch eine Gebühr von 150 NOK finanziert wird, die von den 100.000 Touristen bezahlt wird, die Spitzbergen jährlich mit dem Flugzeug oder Schiff besuchen. Der Fonds unterstützt transparent Bildung, Forschung und nachhaltiges Tourismusmanagement.
Spitzbergen ist heute nicht nur eines der am besten geschützten Wildnisgebiete der Welt, sondern auch ein führendes Beispiel dafür, wie der Tourismus den Naturschutz unterstützen kann.
Tourismus und Naturschutz verknüpfen
Der Erfolg der Kampagne förderte stärkere Verbindungen zwischen Tourismus- und Naturschutzakteuren. Unter der Koordination des WWF entwickelte eine Gruppe von Experten, Agenturen und Unternehmen Richtlinien für den arktischen Tourismus, die in mehrere Sprachen übersetzt und in der gesamten Arktisregion verteilt wurden. Mehrere Jahre lang wurde ein von der finnischen Naturschützerin Heidi Andersson gesponserter Preis an Reiseveranstalter verliehen, die diese Synergie zwischen Tourismus und Naturschutz beispielhaft verkörpern.
2007 weitete GRID-Arendal in Zusammenarbeit mit UNEP dieses Konzept weltweit durch ein Projekt namens „Linking Tourism & Conservation“ (LT&C) aus. Diese Initiative identifizierte Beispiele für Finanzmechanismen und Bildungsstrategien, bei denen der Tourismus Schutzgebiete direkt unterstützte. 2014 wurde LT&C als norwegische NGO formalisiert und setzte seine Mission fort, erfolgreiche Tourismus-Naturschutzmodelle weltweit zu entwickeln und zu verbreiten.
Lehren für die Welt
Die Geschichte von Spitzbergen zeigt das transformative Potenzial von Partnerschaften zwischen Naturschützern und der Tourismusbranche. Durch die Abstimmung ihrer Ziele schützten diese Akteure nicht nur eine einzigartige Wildnis, sondern schufen auch ein replizierbares Modell für nachhaltigen Tourismus. Spitzbergen bleibt eine Inspiration und erinnert uns daran, dass wirksamer Naturschutz möglich ist, wenn Engagement, politischer Wille und Tourismus zum Wohle der Allgemeinheit zusammenwirken.